Der WBDJ und die Weltfestspielbewegung


Artikel für die SDAJ-Bildungszeitung „Proletarischer Internationalismus“

Der WBDJ

Im Kampf um die Internationale Solidarität steht der Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ) an vorderster Stelle. Der WBDJ wurde am 10. November 1945 im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges aus den Erfahrungen des Kampfes der Jugend Europas gegen den Faschismus aus der Notwendigkeit heraus, einen weltweiten Zusammenschluß zum Erfahrungsaustausch, zur Diskussion und zum gemeinsamen Kampf zu bilden, gegründet. In der Gründungsurkunde heißt es: „Er ist eine Organisation der Jugend, die sich in ihrer Entschlossenheit vereinigt hat, für Frieden, Freiheit, Demokratie, Unabhängigkeit und Gleichberechtigung überall in der Welt zu arbeiten.“ Der WBDJ hat heute über 140 Mitgliedsorganisationen mit über 30 Millionen Mitgliedern, der Sitz ist in Budapest. Aus Deutschland sind die SDAJ und die FDJ (Freie Deutsche Jugend, in der BRD verboten, ehemals größte Jugendorganisation der DDR) im WBDJ vertreten. Der WBDJ heißt auf Englisch „World Federation of Democratic Youth“ (WFDY). Im WBDJ sind und waren organisiert: Kommunistische und sozialistische Jugendorganisationen sowie Jugendorganisationen nationaler und antikolonialer Befreiungsbewegungen.

Entstehung, Geschichte und Charakter der Weltfestspiele

Die Geschichte der Weltfestspiele war und ist immer eng mit dem WBDJ verbunden. Nach seiner Gründung im November 1945 in London wurde durch den auf dieser Konferenz gewählten Weltjugendrat kurze Zeit später der Beschluß zur Durchführung eines Weltjugendtreffens gefällt, das war die Geburtsstunde der Weltfestspielbewegung. Die Weltfestspiele sollten und sollen, wie es in der Gründungsurkunde heißt, „die internationale Freundschaft und Verständigung der Jugendlichen der verschiedenen Länder entwickeln und verstärken, einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der Welt und zur Erhaltung des Friedens leisten und mit allen geeigneten Mitteln das Leben, die Tätigkeit und die Bestrebungen der Jugend der verschiedenen Länder zeigen.“ Die Weltfestspiele heißen international „World Festival of Youth and Students“ (WFYS).

Im Sommer 1947 trafen sich Jugendliche aus 72 Ländern unter der Losung „Die Jugend hilft durch internationale Freundschaft und Wiederaufbau bei der Errichtung des Friedens“ im noch vom Krieg und deutscher Besatzung zerstörten Prag zu den 1. Weltfestspielen. Zum Programm gehörte auch ein Besuch in dem von deutschen Faschisten völlig zerstörten Dorf Lidice, dessen Einwohner in einer sog. Vergeltungsmaßnahme ermordet wurden.

In Prag wurde zum ersten Mal das neue „Lied der Weltjugend“ gesungen, das beginnt mit „Jugend aller Nationen, uns vereint gleicher Sinn, gleicher Mut…“

1949 trafen sich Jugendliche zu den 2.WFS in Budapest. Das damalige Motto „Jugend vereinige Dich! Vorwärts für einen dauerhaften Frieden, Demokratie, die nationale Unabhängigkeit und eine bessere Zukunft der Völker“ hatte bis 1968 Bestand.

Zu den Weltfestspielen 1951 in Berlin, Hauptstadt der DDR, trafen sich über 200.000 Jugendliche, davon 30.000 aus der BRD, die allerdings illegal in die DDR einreisen mußten. Die Adenauerregierung hatte den gesamten Vorbereitungsprozeß kriminalisiert, das Vorbereitungskomitee und die FDJ verboten. Tausende mußten den Grenzübergang in die DDR unter abenteuerlichsten Bedingungen illegal organisieren, BRD-Polizeitruppen überfielen Jugendliche an der Grenze, einige Jugendliche ertranken nach stundenlanger Jagd in der Elbe, zahlreiche Teilnehmer konnten erst im siebten oder achten Anlauf die Grenze überwinden.

Die Solidarität mit den Betroffenen und die Forderung, das Verbot der FDJ aufzuheben, nahmen eine große Rolle in Berlin ein. In der Folge hatten auch die nächsten Weltfestspiele inhaltliche Schwerpunkte und es fand die Planung von Solidaritätsaktionen statt.

1953 stand im Mittelpunkt der 4. Weltfestspiele in Bukarest das Waffenstillstandsabkommen nach dem Krieg in Korea, das Festival 1955 in Warschau richtete sich gegen die Remilitarisierung Deutschlands, den Aufbau der Bundeswehr, der mit der Unterzeichnung der „Pariser Verträge“ begonnen wurde. Ein Jahr später wurde in der Bundesrepublik die KPD verboten und die Friedensbewegung mit Zehntausenden Verfahren gegen fortschrittliche Menschen verfolgt.

1957 Moskau, 1959 Wien waren die nächsten Stationen der Weltfestspiele. Zu den 8. Weltfestspielen 1962 in Helsinki kamen zum ersten Mal offizielle BeobachterInnen der UNO und UNESCO, die auch 1968 in Sofia und 1973 in Berlin anwesend waren.

In Sofia 1968 stand die Solidarität mit dem vietnamesischen Befreiungskampf gegen die Yankee-Imperialisten im Mittelpunkt, ebenso wie dann auf den 10. Weltfestspielen in Berlin, die erstmals unter dem Motto „Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft“ standen. Nach Berlin war auch Angela Davis gekommen. Sie war als Mitglied der amerikanischen Kommunistischen Partei wegen Gefangenenbefreiung und Mord angeklagt gewesen und kam aufgrund der weltweiten Solidarität und Prozeßbeobachtung frei. In dem von ihr verlesenen Schlußwort hieß es u.a.: „Verstärken wir unsere Aktionen und unsere Einheit gegen den Imperialismus, für die nationale Unabhängigkeit, Demokratie, sozialen Fortschritt und für den Frieden“.

Die 11. Weltfestspiele fanden das erste Mal außerhalb Europas in Cuba statt. Kurz nach den vorherigen Weltfestspielen 1973 putschte sich die faschistische Pinochet-Diktatur in Chile an die Macht. Um so mehr war es fünf Jahre später von Bedeutung, daß die Weltfestspiele in einem Entwicklungsland Amerikas stattfinden konnten, in dem es eine erfolgreiche Revolution gegen den scheinbar übermächtigen Imperialismus gegeben hatte.

Sieben Jahre später fand das Festival in Moskau statt und 1989 wurden in Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, die 13. und vorerst letzten Weltfestspiele organisiert. In der Vorbereitung und während der WFS selbst zeigten sich schon die kommenden Auseinandersetzungen und aus der BRD gab es, im Gegensatz zu den vorangegangenen Weltfestspielen, keine gemeinsame Delegation mehr.

Mit der größten Veränderung, der Niederlage und dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Europa, schien dann auch die Geschichte der Weltfestspielbewegung zu Ende zu sein. Aber mit der Bereitschaft Cubas zur Ausrichtung der 14. Weltfestspiele, genau 50 Jahre nach dem ersten Festival, wurde unter den neuen Bedingungen an die positive Tradition der Weltfestspielbewegung angeknüpft. Das 14. Festival der Jugend und Studenten der Welt fand vom 28. Juli bis 05. August 1997 in Havanna statt.

Jetzt werden die 15. WFS vorbereitet, denn sie sollen im August 2001 in Algerien stattfinden. Sie stehen unter dem Motto: „Gemeinsam weltweit kämpfen für Frieden, Solidarität, Entwicklung – gegen den Imperialismus!“ und schaffen den Sprung in das nächste Jahrtausend und finden zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent statt.

Die WFS waren immer die Höhepunkte der internationalen, demokratischen und antiimperialistischen Jugendbewegung. Die WFS sind ein Forum der Diskussion und des Erfahrungsaustausches über den Kampf der fortschrittlichen Jugend gegen Imperialismus und Krieg. Die unterschiedlichen Probleme der Jugend der Welt mit den unterschiedlichen Bedingungen, darzustellen und das gemeinsame Ziel in den Vordergrund zu rücken – das ist der Charakter der Weltfestspielbewegung. Gastgeber der WFS ist die Jugend des Landes, repräsentiert durch die verschiedenen Jugendorganisationen. Bei den WFS geht es auch darum die Situation des Gastgeberlandes kennenzulernen.

 

Die SDAJ und die Weltfestspielbewegung

 

Die SDAJ hat seit ihrer Gründung 1968 aktiv die Vorbereitung, Durchführung und Zielstellung der Weltfestspiele unterstützt. Wir sind Mitglied im WBDJ, der heute der weltweit größte Jugendzusammenschluß ist. Die zentrale Bedeutung der Weltfestspielbewegung in der Vorbereitung besteht in der Zusammenführung der verschiedenen politischen Kräfte und der Förderung der Zusammenarbeit, nicht nur zur organisatorischen Absprache für die Weltfestspielteilnahme. Die Vorbereitung der Weltfestspiele wird von der SDAJ dazu genutzt, Bündniskontakte auf- oder auszubauen, in der inhaltlichen Vorbereitung der Diskussionsrunden einen Austausch der verschiedenen Positionen zu beginnen und vor allem gemeinsame Aktivitäten zu entwickeln, um Kräfte gegen die Rechtsentwicklung zu bündeln. Aufgrund unseres politischen Charakters ist es möglich, Jugendorganisationen verschiedener Ausrichtungen, sowohl aus dem sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Bereich, als auch aus dem linksradikalen Spektrum anzusprechen. Dies zeigen die von der SDAJ mit organisierten regionalen Vorbereitungstreffen, vor allem aber die bundesweite Vorbereitung. Die SDAJ ist die einzige Organisation der BRD, die an allen wichtigen internationalen Vorbereitungstreffen teilgenommen hat und auch weiter teilnehmen wird und wir werden auch wieder für den Solidaritätsfond Spendengelder sammeln, die Ländern aus dem Trikont zur Verfügung gestellt werden, um an den Weltfestspielen teilzunehmen. Weitere Informationen gibt’s unter www.weltfestspiele.de und beim SDAJ-Bundesvorstand.

Vera, Hamburg