Aufruf des Gemeinsamen Vorbereitungskomitees der BRD zu den 15. Weltfestspielen


Die BRD am Beginn des neuen Jahrtausends: Mehr als 55 Jahre nach der Befeiung vom Faschismus durch die Armeen der Alliierten ist es wieder möglich, dass dieses Land Krieg führt. Entgegen aller Lehren der deutschen Geschichte beteiligte sich die BRD am grundgesetz – und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien. Durch die verstärkte Werbung der Bundeswehr, Besuche von Offizieren in Schulen und auf Jugendmessen und öffentliche Gelöbnisse ist Krieg wieder zum Alltag der Menschen geworden. Eine Militarisierung der Gesellschaft hat eingesetzt.
Das ist jedoch nur vorläufiger Höhepunkt einer Entwicklung, in der die BRD auf dem Weg zurück zur „Normalität“ eines imperialistischen Staates ist. Auf einem Weg, durch den die Welt bereits zweimal in Schutt und Asche gelegt wurde.

Mit der Niederlage der sozialistischen Staaten in Europa und der Annexion der DDR ging einher, dass auch die fortschrittlichen Kräfte eine erhebliche Schwächung erlitten, die bis heute andauert.

Für Jugendliche in der BRD ist diese Situation gekennzeichnet durch den Mangel an Ausbildungsplätzen, die Einschränkung von Bildungsmöglichkeiten und den Abbau von erkämpften demokratischen und Selbstbestimmungsrechten. Mehr als 150.000 Jugendliche sind ohne Ausbildungsplatz, über 500.000 junge Menschen sind arbeitslos. Der Weg nach der Ausbildung führt in vielen Fällen direkt in die Erwerbslosigkeit. Durch die Einführung von Studiengebühren wird der Zugang zu Hochschulen weiter erschwert. Aktive StudentInnenschaften dürfen ihre Meinung zu allgemeinpolitischen Themen nicht äußern, und werden, wenn sie es tun, immer öfter gerichtlich verfolgt. Insgesamt wird Bildung der Profitlogik unterworfen und damit zur Ware. Auch die Freizeitmöglichkeiten von Jugendlichen sind dieser Profitlogik unterworfen, das fehlende Recht auf Selbstbestimmung führt zur Abstumpfung, die sich entweder im Konsumrausch oder in völliger Gleichgültigkeit äußert.

Das führt auch dazu, dass der Krieg nach Außen und die Entrechtung nach Innen fast ohne Widerstand möglich ist. Jugendliche, die in den „neuen Bundesländern“ leben, sind noch stärker betroffen, da nach der Einverleibung der DDR eine umfassende Zerschlagung der Industrie, der Bildungs- und Kultureinrichtungen eingesetzt hat. Rassismus und Antisemitismus gehören nun auch hier zum Alltag.

Doch als erstes trifft diese Entwicklung sogenannte Minderheiten. MigrantInnen verlieren immer als erste ihre Arbeit, wenn sie überhaupt das Recht zu arbeiten erhalten. Darüber hinaus sind MigrantInnen täglich in diesem Land von Angriffen der Neofaschisten und des Staates bedroht.
Aber nicht nur die Jugendlichen in der BRD sind von dieser Entwicklung betroffen. Überall in der Welt ist der Imperialismus mit seiner menschenverachtenden, neoliberalen Politik auf dem Vormarsch. Das ist der Grund, warum wir uns bei den Weltfestspielen in Algerien auf internationaler Ebene treffen. Wir wollen unsere Probleme und Kämpfe bekannt machen und unsere Solidarität demonstrieren. Die Weltfestspiele bieten den Jugendlichen die Möglichkeit ihre Probleme und Ängste zu diskutieren und aus ihren Erfahrungen Schlüsse für das gemeinsame Handeln zu entwickeln. Wir wollen einen Beitrag zur Formierung einer internationalen Jugendbewegung leisten und mithelfen, alles zu überwinden, was uns trennt und hindert, gemeinsam zu kämpfen.

Machen wir die 15. Weltfestspiele der Jugend und StudentInnen zu einem offenen Forum für junge Leute, zum Austausch von Erfahrungen und zur Entwicklung von alternativen Lösungen, Programmen und Aktionen für unsere Welt.

Unser Wille ist es, die Tradition der Weltfestspiele und ihren antiimperialistischen Charakter zu erhalten und fortzuführen. Deshalb rufen wir alle, die sich der Idee der Weltfestspiele verbunden fühlen, dazu auf, aktiv die Weltfestspiele vorzubereiten und an ihnen teilzunehmen. Die Idee der Weltfestspiele ist durch den Gedanken gekennzeichnet, dass die Jugend der Welt, diese gemeinsam verändern will, damit wir alle eine bessere Zukunft haben. Sie ist geprägt durch die Lehren des 2. Weltkrieges: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Angesichts des Neofaschismus und Antisemitismus in diesem Land, angesichts des Terrors der Nazis – über 130 Menschen wurden in den letzten zehn Jahren von ihnen ermordet – ist es unsere Aufgabe, die Weltfestspielbewegung dafür zu nutzen, gegen den nationalen Chauvinismus und den staatlichen Rassismus Partei zu ergreifen und ein Zeichen des Internationalismus zu setzen.

Die kommenden Weltfestspiele werden zum ersten Mal, auf dem vom Kolonialismus geschundenen afrikanischen Kontinent und zum ersten Mal in der arabischen Welt stattfinden. Sie sind eine Möglichkeit für die Jugend und die StudentInnen dieser Welt, ihre Solidarität mit den Menschen und der Jugend Afrikas in ihrem Kampf für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, für Frieden und sozialen Fortschritt auszudrücken. Mit diesen Weltfestspielen werden wir den Kampf der arabischen Jugend unterstützen und ein Zeichen setzen gegen jegliche Form von religiösem Fundamentalismus. Vor allem wollen wir den jungen Frauen diese Länder Mut machen, weiter und stärker für ein freies und gleichberechtigtes Leben zu kämpfen.

Auf nach Algerien zu den 15. Weltfestspielen der Jugend und StudentInnen vom 8. bis 16. August 2001

Gemeinsam weltweit kämpfen für Frieden, Solidarität und Entwicklung – gegen den Imperialismus!

Gemeinsames Vorbereitungskomitee der 15. Weltfestspiele