Über Hanoi nach Caracas


UZ-Interview mit Björn Blach, Mitglied des SDAJ-Bundesvorstandes und Teilnehmer am Internationalen Vorbereitungstreffen in Vietnam

UZ: Du warst Ende Februar in Vietnam auf dem 2. Internationalen Vorbereitungstreffen für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die im Sommer in Caracas, Venezuela, stattfinden werden. Was waren die wichtigsten Ergebnisse des Treffens?

Björn Blach: Zum einen hat das Vorbereitungskomitee aus Venezuela (NPC) einen umfangreichen Plan zur organisatorischen Durchführung der Weltfestspiele (WFS) vorgestellt. Es wird mit bis zu 20 000 Jugendlichen aus der ganzen Welt gerechnet. Sie sollen in Caracas in Hotels und in dafür vorbereiteten Grundschulen untergebracht werden. Es wurden zahlreiche Orte für die Veranstaltungen vorgestellt. Neu ist dieses Mal, dass versucht wird, die Weltfestspiele auf engerem Raum stattfinden zu lassen, damit alle Veranstaltungsorte möglichst zu Fuß oder mit dem gut ausgebauten Metronetz zu erreichen sind.

Zum zweiten ging es um eine Struktur für das Programm. Danach soll es insgesamt 16 internationale Konferenzen mit jeweils bis zu 3 000 Teilnehmern geben. Zu den Themen gehören Arbeitslosigkeit, Militarismus, Faschismus, Das Recht auf Bildung, Medien und Informationen, Aids, Abtreibung und sexuelle Selbstbestimmung und Umweltzerstörung. Neben diesen zentralen Foren soll es Seminare geben, die sich mit konkreteren Themen beschäftigen wie dem Einfluss der EU auf Konflikte in der Welt oder die Erfahrungen in der Kuba-Solidarität beschäftigen. Ein Höhepunkt werden sicherlich die Besuche in den Provinzen von Venezuela sein, die das NPC dort gerade vorbereitet.

UZ: Wie waren die Beteiligung und die Stimmung bei dem Treffen in Hanoi?

Björn Blach: In Hanoi trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von 58 Jugendorganisationen aus 44 Ländern. Sie vertraten teilweise nicht nur ihre eigenen Vorbereitungskomitees, sondern sprachen für ganze Regionen. Alles in allem war das eine enorme Beteiligung, die sicherlich auch das international sehr große Interesse an den Weltfestspielen in Venezuela widerspiegelt.

UZ: Wird es in Venezuela wieder Klubs der einzelnen Kontinente geben? Und wenn ja, gibt es schon Absprachen zwischen den europäischen Delegationen, was im Europäischen Klub passieren soll?

Björn Blach: Nach den guten Erfahrungen auf den letzten WFS soll es auch in diesem Jahr wieder regionale Clubs geben. Dort besteht die Möglichkeit sich intensiv mit Erfahrungen z. B. im Kampf gegen den Irakkrieg mit der US-amerikanischen Delegation oder den Arbeitsbedingungen in Griechenland auseinander zu setzen. Für den Europäischen Klub gab es erste Diskussionen. Ein Hauptthema wird sicherlich der 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus sein. Ein zweiter Punkt wird der EU-Verfassungsvertrag sein. In den Ländern sollen jetzt bis zum 3. Internationalen Vorbereitungstreffen in Portugal Ende April Ideen gesammelt werden, die dort zu einem Programm zusammengestellt werden sollen.

UZ: Was wollen die kommunistischen Jugendorganisationen aus Europa beitragen?

Björn Blach: Die kommunistischen Jugendorganisationen sind in allen Ländern sehr aktiv in der Vorbereitung. Die Jugendorganisationen aus Europa wollen auch gemeinsam etwas zum Programm beitragen. Dazu gab es erste Gespräche zur Durchführung eines internationalen Seminars, dass sich mit der EU beschäftigen soll. Dabei geht es uns darum, die EU als das dar zustellen was sie ist: Ein imperialistisches Bündnis, welches weder für Frieden noch soziale Sicherheit oder Demokratie eintritt.

UZ: In Deutschland ist besonders bemerkenswert, dass sich die Gewerkschaftsjugenden zum Teil bis zur Bundesebene in die Vorbereitung und Durchführung des Festivals einbringen. Welche Inhalte bringen sie in die Vorbereitung ein?

Björn Blach: Inzwischen unterstützen die Jugendorganisationen des DGB, der IG Metall, von ver.di und der GEW die Vorbereitungen zu den Weltfestspielen und wollen sich mit Delegationen beteiligen. Vertreter der Organisationen arbeiten aktiv im bundesweiten Vorbereitungskomitee mit und unterstützen die Arbeit. So finanziert die ver.di-Jugend zum Beispiel die Plakate. Inhaltlich soll es in der deutschen Delegation vor allem um die Befreiung vom Faschismus und die Darstellung der Kämpfe der Jugend um ihre Rechte hier im Land gehen. Ein gemeinsamer Vorschlag des Vorbereitungskomitees in Hanoi war es, dem Tag der Befreiung am 8. Mai auf den Weltfestspielen einen eigenen Tag zu widmen. Die Befreiung vom Faschismus und der damit eng zusammenhängende 60. Geburtstag des WBDJ werden die inhaltliche Klammer des ganzen Festivals bilden.

UZ: Wie wird der Beitrag der SDAJ in Caracas aussehen?

Björn Blach: Die SDAJ will sich in Caracas mit inhaltlichen Runden und einem angemessenen Rahmenprogramm präsentieren. Darüber hinaus wollen wir im Zusammenhang mit unserer Kampagne „Ausbilden statt Ausbeuten!“ die Situation auf dem deutschen Lehrstellenmarkt skizzieren. Auch zur Befreiung vom Faschismus wollen wir eine Diskussionsrunde anbieten. Unsere Arbeit wollen wir mit Hilfe von Ausstellungen darstellen. Eine soll z. B. unser Kuba-Soliprojekt mit der Uni in Matanzas im letzten Jahr zeigen. Mit einer Extraausgabe unseres Magazins „position“ wollen wir das Ganze dann abrunden.

UZ: Was sind die nächsten Schritte in der bundesdeutschen Vorbereitung? Wie kann dieser Prozess von DKP-GenossInnen und Sympathisanten unterstützt werden?

Björn Blach: Der Vorbereitungsprozess in Deutschland geht mit einem Seminar am 19. und 20. März in der Karl Liebknecht Schule in Leverkusen weiter. Dort wollen wir uns als bundesweites Vorbereitungskomitee noch mal mit der Geschichte des Festivals und den aktuellen Kämpfen im Gastgeberland beschäftigen. In Workshops soll es dann noch mal intensiv um unsere Programmbeiträge gehen. Außerdem wird es bei diesem Treffen Plakate und Flyer geben. In der nächsten Zeit soll noch eine Broschüre entstehen.

Unterstützen kann man die Weltfestspiele auf viele Arten. Zunächst geht es immer noch darum für die Weltfestspiele und ihre Idee zu werben. Genossinnen und Genossen der SDAJ sind natürlich auch bereit, auf euren Gruppenabenden oder auf Veranstaltungen über die WFS zu informieren. Genauso wichtig ist uns aber auch, dass Veteranen der Weltfestspiele ihre Erfahrungen an die jungen Genossen weitergeben. Natürlich darf auch gespendet werden.

UZ: Was müssen Jugendliche tun, wenn sie zu den Weltfestspielen nach Venezuela wollen?

Björn Blach: Im Moment stehen die genauen Anmeldemodalitäten und Reisetermine noch nicht fest. Es wird aber einer 14-tägige Reise in der Zeit vom 3. bis 20. August geben. Sie wird zwischen 1 000 und 1 500 Euro kosten. Also schon mal mit dem Sparen beginnen. Anmelden und weitere Infos bekommt man unter international@sdaj-online.de oder www.weltfestspiele.de.

Die Fragen stellte
Wera Richter