Kolumbianer bei Rückkehr in Lebensgefahr?

Abschluss der 18. Weltfestspiele in Quito, Ecuador

Delegierte aus dem Nachbarland berichten über Verhaftungen
Die jungen Delegierten aus Kolumbien, die von den 16. Weltfestspielen der Jugend und Studierenden in ihre Heimat zurückkehren, werden an der Grenze offenbar verhaftet, durchsucht und das Material, das sie vom Festival mit nach Hause mitbringen, beschlagnahmt.

Wie eine Universitätsprofessorin aus Barranquilla, die unerkannt bleiben möchte, der Redaktion mitteilte, wurden bereits mehr als 30 Jugendliche verhaftet, ihre Familienangehörigen haben keine Informationen über ihren Aufenthaltsort. Angesichts des in Kolumbien herrschenden schmutzigen Krieges gegen alle Oppositionsbewegungen fürchten die Familien der Verschwundenen um das Leben ihrer Angehörigen. Von den rund 4000 Jugendlichen und Studierenden, die sich auf den Weg nach Caracas gemacht hatten, sind nur rund 3000 angekommen, den übrigen wurde offenbar bereits an der Grenze die Weiterreise verwehrt.

In einem der Redaktion vorliegenden Schreiben an den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez wird berichtet, dass die jungen Kolumbianer bei ihrer Rückkehr an der Grenze in San Cristóbal, Cúcuta, von den kolumbianischen Grenztruppen erkennungsdienstlich behandelt und teilweise gefilmt. Alles Material, das die Jugendlichen als Andenken an das Festival oder zu ihrer Information mitführen, wird untersucht und beschlagnahmt.

Wie  kolumbianische Festivalteilnehmer berichten, haben die kolumbianischen Medien eine wütende Hetzkampagne gegen das über 20.000 Teilnehmer zählende Jugendfestival gestartet. So wird verbreitet, die Jugendlichen seien in Caracas als Guerilleros ausgebildet worden.

Den kolumbianischen Behörden ist das Festival in der venezolanischen Hauptstadt ohnehin ein Dorn im Auge, da die Teilnehmer aus vielen Ländern kein Geheimnis aus ihrer Sympathie für die demokratische Bewegung Kolumbiens machen. Den kolumbianischen Guerillaorganisationen FARC-EP und ELN wird allerdings in Caracas kein Forum geboten. Das hindert die kolumbianische Seite nicht daran, das Festival als “Guerilla-Treffen” zu denunzieren.

Den kolumbianischen Festival-Teilnehmern liegen außerdem Informationen vor, nach denen Angehörige der venezolanischen Opposition gezielt Informationen an die Behörden Kolumbiens weitergeben, wodurch den dortigen Stellen eine gezielte Fahndung nach den Delegierten erleichtert wird. Die jungen Kolumbianer, die sich noch auf dem Festival befinden, wollen sich nun in Caracas treffen, um über ihr weiteres Vorgehen und Schutzmaßnahmen zu beraten.